Weinbau in Bessenbach
Der stellvertretende Vorsitzende des Geschichts- und Kunstvereins Bessenbach, Hermann Fuchs, hielt bei der akademischen Feier zum 40-jährigen Jubiläum des Vereins im Jahr 2024 einen Vortrag über Weinbau in Bessenbach. Da der Vortrag nur vor geladenen Gästen gehalten worden war, boten wir nun am letzten Freitag beim Roßwirt allen Interessierten die Gelegenheit, sich über die geschichtlichen Gegebenheiten des Weinbaus in der Gemeinde zu informieren.
Der Referent streifte nur kurz die Entwicklung des Weinbaus am Untermain von den Zeiten der Römer bis zur Neuzeit.
Am Anfang stellte Hermann Fuchs einige vage Hinweise auf Weinbau in der Gemeinde vor, wie etwa Familiennamen „Häcker“ und Büttner“, Flur- und Straßenbezeichnungen beispielsweise „Häckersgarten“, „Am Wingert“, „Wingertsberg“ und Gegebenheiten in der Natur wie Mauern und Terrassen.
Einen belegbaren und sehr exakten Nachweis des Weinbaus stellt der bayerische Urkataster von 1845 dar. In Keilberg gab es einen Weinberg oberhalb der Kirche und drei Weinberge „Am Wingert“. Hermann Stegmann gibt für das Anlegen dieser Weinberge das Jahr 1812 an. In Straßbessenbach finden sich in der Karte Weinberge oberhalb der Klingermühle, am Berg oberhalb der Gärtnerei Seubert, im „Kührain“, unterhalb des Eremitagekreuzes und am Weg zur Schäferei Roth. Größenmäßig viel mehr Weinberge als in diesen beiden Ortsteilen gab es in der Gemarkung Oberbessenbach. Diese Weinberge zogen sich sowohl oberhalb als auch unterhalb der ehemaligen „B 8“ entlang.
Als Beleg hierfür wurde auch der Statistiker Helmut Wolff mit seinem Buch „Der Spessart und sein Wirtschaftsleben 1915“ angeführt. Wolff gibt für die drei Ortsteile für das Jahr 1854 folgende Rebflächen an: Keilberg 0,5 ha, Straßbessenbach 1 ha und Oberbessenbach 6,5 ha.
Es finden sich aber noch etliche weitere schriftliche Zeugnisse für den Weinanbau in der Gemeinde. Als Pfarrer Ritter in Keilberg 1746 stirbt, vermerken die Testamentsvollstrecker, dass in seinem Keller drei Ohm Wein „Oberbessenbacher gemargs“ lagern. Das sind etwas mehr als drei Hektoliter.
Im Jahre 1804 vergeben die Herren von Schönborn den Hof Steiger II auf Lebenszeit an Johann Adam Hock. Auch hier wird beim Besitz ausdrücklich ein Weinberg erwähnt. Im Pfarrbuch von Oberbessenbach ist für das Jahr 1800 vermerkt, dass zwei neue Weinberge angelegt wurden und zwar von dem Müller Jörg Imhof und von Jörg Maier. Der Oberbessenbacher Einwohner Karl Allig gibt in einem handschriftlichen „Familien- und Geschäftsbuch“ für die Jahre 1865 bis 1870 die Mengen, den Preis und die Namen seiner Kunden an, denen er seinen Wein verkaufte.
Um 1900 kam der Weinbau zum Erliegen, vor allem durch die Krankheiten Mehltau und Peronospera sowie durch die aus Amerika eingeschleppte Reblaus.
Im Pfarrbuch von Oberbessenbach ist noch ein recht selten genannter, aber durchaus glaubhafter Grund angeführt, dass nämlich das Wild die Rebstöcke abgefressen habe.
1986 wagten dann einige Aschaffenburger Honoratioren einen Weinberg bei Steiger anzulegen. Da er in vielerlei Hinsicht gegen damaliges Recht verstieß, musste er 2001 auf richterlichen Beschluss gerodet werden. Der Richter führte respektvoll an, dass der Bessenbacher Weinberg größenmäßig von den 70 in Bayern zu rodenden Weinbergen an vierter Stelle lag.
Dies war noch nicht das Ende des Weinbaus in Bessenbach. Im Coronajahr 2020, als sich viele Leute ins Private zurückzogen, legten zwei Brüder einen neuen Weinberg oberhalb des Totenweges zwischen Keilberg und Waldmichelbach gemäß EU-Recht an. Sie konnten 2024 einhundert Liter Jungfernwein ernten.
Schauen wir wie diese Jungwinzer vertrauensvoll in die Zukunft, auch wenn es manchmal an vielen Fronten trüb aussieht.