40 Jahre Geschichts- und Kunstvereins Bessenbach

40-jähriges Vereinsjubiläum des Geschichts- und Kunstvereins Bessenbach

Am Freitag, 22. November 2024 feierte der Geschichts- und Kunstverein Bessenbach sein 40-jähriges Vereinsjubiläum im voll besetzten Glaspavillon der Bessenbachhalle. Der stellvertretende Vorsitzende Dieter Staab begrüßte geladene Mitglieder und die zahlreichen Ehrengäste, bevor er das Wort weitergab an den Ehrenvorsitzenden Reinhold Brehm. Dieser hielt im Zeitraffer einen eindrucksvollen Rückblick über die vielen gelungen Aktivitäten der vergangenen 40 Jahre.

Den 21. Dezember 1984, genau 800 Jahre nach der ersten urkundlichen Erwähnung Bessenbachs, hatten sich die Initiatoren Udo Stenger, Gerhard Höglinger und Reinhold Brehm als Gründungsdatum ausgesucht. Der Einladung zur Gründungsversammlung im Gasthaus ,,Zum weißen Ross“ folgten zahlreiche Interessenten, so dass an diesem Abend der Verein mit 46 Gründungsmitglieder aus der Taufe gehoben wurde. Heute zählt der Verein über 100 Mitglieder. Mit einem großzügigen Scheck überraschte der damals neue Weilerer Schlossherr lbrahim Al Karawi die Gründungsversammlung.

Im Laufe der folgenden vier Jahrzehnte gab es viele Vorträge zu Heimat- und Kunstgeschichte, Naturkunde und Mundart sowie in Zusammenarbeit mit der VHS Infoabende über verschiedene Länder in aller Welt. Zahlreiche Orts- und Stadtführungen wurden von den Mitgliedern begangen.  Besuche von Kunstausstellungen bereicherten das Angebot. Die Werke von Christian Schad, Marc Chagall, Norman Rogers, Friedensreich Hundertwasser, Carl Spitzweg, Tilman Riemenschneider, Albrecht Dürer, Pablo Picasso, Lucas Cranach, Matthias Grünewald, Gunter Ullrich und Adalbert Hock wurden in der näheren Umgebung und bei weiten Fahrten den Mitgliedern zugänglich gemacht.

Auch einige Kirchenführungen in der näheren und weiteren Umgebung zählten zu den Zielen. Der kulturelle Teil mit Theater und Konzerten war ein fester Bestandteil in all den Jahren. Von der Kleinkunstbühne bis zu großen Theatern wurden viele Aufführungen besucht und im Nachgang bei einem Absacker besprochen. Bei den zahlreich in Bessenbach vom Verein durchgeführten Konzerten gehörten die Klassischen mit Symphonikern aus Prag zu den Höhepunkten. Ob „Mollebusch“ oder „Klassik in Blech“, Liederabende mit Marion Heeg oder Klaus Staab mit Band – viele Stilrichtungen wurden zu Gehör gegeben und fanden sehr guten Zuspruch.

Bei den angebotenen Führungen reichte die Palette vom Main-Echo-Verlag über die Papiermühle Homburg bis zur Sendeanlage des Bayer. Rundfunks auf dem Pfaffenberg, um hier nur einige zu nennen. Bevor viele Busveranstalter Besuche auf Weihnachtsmärkten in ihr Programm nahmen, besuchte der Bessenbacher Geschichts- und Kunstverein bereits über 15 Märkte in Franken, Thüringen und Hessen. Unser Mitglied Manfred Hanke bot ab 1985 bis 2001 überaus interessante, gesteinskundliche Wanderungen an und mit den Feldgeschworenen wurde die Gemarkungsgrenze abgelaufen. Viele Jahre gab es gut besuchte Wanderungen „Rund um Bessenbach“ unter Führung von Reinhold Brehm. In den 1990er Jahren wurde vom Verein mehrfach ein Osterbaum gestellt und eine Osterkrone geschmückt.

Ein Highlight der Vereinsarbeit erfolgte zum 100. Geburtstag von Christian Schad. Vom Geschichts- und Kunstverein wurde bei der Bundespost ein Antrag auf die Herausgabe einer Sonderbriefmarke zu diesem Anlass gestellt und mit Unterstützung seiner letzten Wohnortgemeinde Bessenbach, von Stadt und Landkreis Aschaffenburg sowie Schads Geburtsort Miesbach, gelang dieses schwierige Vorhaben. Der Antrag wurde angenommen und die Sondermarke am 10. 8. 1994 im Landratsamt vorgestellt. Zum 100. Geburtstag wurde vom Verein dann ein Gedenkblatt herausgegeben, das wir am 21. 8. 1994 zusammen mit den Ersttagsbriefen vorstellten. Noch im gleichen Jahr erfolgte die Aufstellung des Christian-Schad-Gedenksteins in der Keilberger Grünanlage.

Im Jahr 2001 wurde das „Hessengrab“ restauriert und wird seitdem von Vereinsmitgliedern gepflegt.

Als Zeichen für sein ortsteilübergreifendes Wirken stellte der Verein 2003 die „Bessenbacher Stele“ vor dem Rathaus auf. Leider wurde die vom gebürtigen Keilberger Künstler Konrad Franz in Bronze gestaltete Figur des Bessenbacher Doppelkopf – Storches bereits im Februar 2004 gestohlen und nur die Eichenstele ist von diesem Kunstwerk übriggeblieben. Im Ort wurde im Laufe der Jahre Infotafeln an markanten Gebäuden und Straßen-Ergänzungs-Schilder angefertigt sowie Infoschilder zur Ortsgeschichte aufgestellt. Mit den seit 1987 jährlich durchgeführten Wäzzbärre-Wanderungen und anschließendem Überbringen der geweihten Sträuße werden zahlreiche kranke Mitbürger/innen erfreut.

Ein weiteres Highlight unseres kulturellen Vereinslebens ist die seit 1986 im 3-Jahresrythmus durchgeführte „Bessenbacher Hobbykunst-Ausstellung“, wo einheimischen Hobbykünstlern die Möglichkeit geboten wird, ihre Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren.

Bei den zahlreich durchgeführten Ausstellungen zu ortshistorischen Themen gab es den größten Aufwand 1989 bei der Ausstellung „Glaubenszeugnisse der Pfarrei Keilberg“, wo  Exponate aus dem ganzen Ort zusammengetragen wurden und auch die ,,Steigerer Madonna“ aus ihrem Schattendasein im Keilberger Pfarrhaus geholt wurde. Seit vielen Jahren ziert sie nun den Altarraum der Keilberger Kirche.

Auch auf die zahlreich erfolgten Veröffentlichungen und Buchprojekte ging Reinhold Brehm ein. Er erinnerte unter anderem an die 4 Bildbände „Altes Bessenbach“ und an das 1988 erschienene „Bessenbacher Geschichtsbuch“ von Udo Stenger mit der Kirchen- und Schulgeschichte Straßbessenbachs. Die bisher 2 Publikationen „Bessenbach im Rückblick“ 2009 und 2016 sollen weitergeführt werden.

Seit 2015 hat der Geschichts- und Kunstverein Bessenbach eine aktive Familienforschergruppe und seit 2019 eine Häuserprojektgruppe. Deren Zusammenarbeit führte 2023 zur Herausgabe des 1. Bandes vom „Bessenbacher Häuserbuch“.

Zum Schluss seines Rückblicks bat der Ehrenvorsitzende Reinhold Brehm die Teilnehmer, sich zu erheben und den verstorbenen Mitgliedern zu gedenken – ein emotionaler Augenblick!

Anschließend gab der 1. Vorsitzende Willi Diener einen Ausblick auf die nächsten Aktivitäten des Vereins. So wird neben den bewährten Aktivitäten 2025 wieder eine Hobbyausstellung stattfinden und dabei soll auch der 2. Band des Häuserbuchs vorgestellt werden. Nach der allzu langen Pandemiepause sollen auch wieder Familienforschersprechstunden für die Einwohner eingerichtet werden. Zur Archivierung und Digitalisierung der Unterlagen und Urkunden steht die Anschaffung einer neuen EDV-Umgebung an. Dieser großen Herausforderung will sich der Verein in der nahen Zukunft stellen. Nach dem „Häuserbuch“ ist vor dem „Sterbebildchen-Buch“. Dazu werden bereits seit geraumer Zeit für ganz Bessenbach diese Zeichen der Erinnerung an unsere Verstorbenen gesammelt, digitalisiert und archiviert. Willi Diener bittet auch zu diesem anstehenden Projekt um Unterstützung und Mithilfe aller Bessenbacher. Er bedankte sich bei den so zahlreich erschienenen Mitgliedern für ihr Kommen und bat dann die Ehrengäste um ihre Grußworte.

Bürgermeister Christoph Ruppert dankte im Namen der Gemeinde herzlich für die Arbeit des Geschichts- und Kunstvereins Bessenbach, da vor allem für die wertvolle Arbeit in und für ganz Bessenbach. Kreisheimatpfleger Michael Rosner überbrachte die Grüße aus dem Landratsamt und von den angeschlossenen Heimat- und Geschichtsvereinen. Er betonte die Bedeutung der Geschichtsvereine für das Zusammenleben im Ort. Der Geschichtsverein Haibach überbrachte seine Wünsche in Person seines Vorsitzenden Christian Fuchs persönlich, ebenso war Tilly Roth als 2. Vorsitzende des Heimatbundes Oberbessenbach anwesend und gratulierte zum Jubiläum.

In der anschließenden Pause konnten sich alle Anwesenden mit einem reichlichen, leckeren und liebevoll angerichteten Fingerfood – Buffett im Foyer und auf der Tribüne der Bessenbachhalle stärken. Auch die angebotenen Getränke wurden bei angeregten Gesprächen gerne verkostet.

Nach der Pause hieß es: „Ehre, wem Ehre gebührt“!  Für 25 und 40 Jahre Vereinszugehörigkeit konnten 22 Mitglieder geehrt werden, darunter 15 Gründungsmitglieder!  Daran schloss sich die Ehrung für langjährige Mitarbeit in der Vorstandschaft von Roland Brehm, Hermann Fuchs, Friedel Heßler, Walter Kunkel, Siegfried Dosch und Reinhold Brehm an. Alle Jubilare erhielten eine Urkunde und ein Geschenk des Vereins als Zeichen des Dankes.

Den gelungenen Schlusspunkt des Abends setzte dann der stellvertretende Vorsitzende des Vereins Hermann Fuchs mit einem sehr informativen und mit humorvollen Bemerkungen versetzten Vortrag über den „Weinbau in Bessenbach“. Er hatte schnell die Zuhörer auf seiner Seite und bewies anhand alter Urkunden und altem Kartenmaterial, dass es bereits vor 1800 einen regen Weinbau in Bessenbach gab. Wobei hier von allen Ortsteilen Oberbessenbach die umfangreichsten Rebflächen hatte.

Der 1. Vorsitzende bedankte sich am Ende nochmals bei allen Anwesenden für den Besuch und die vielen guten Wünsche zum Jubiläum. Ganz besonders erwähnte er noch die am Gelingen des Abends maßgeblich beteiligten Personen. Er beschloss den offiziellen Teil mit der Einladung, das restliche Buffett zu stürmen, die vorhandenen Getränke zu genießen und weiter anregende Gespräche in geselliger Runde zu führen, was von den Gästen auch bis zu fortgeschrittener Stunde wahrgenommen wurde. Schön war`s!